Kinder und der berühmte „Bremsklotz“

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Aktuell geht ein Beitrag des ARD Extra vom 2.11.20201 durch die Sozialen Medien. In diesem meint die Moderatorin „Kinder und Jugendliche scheinen weniger infektiös zu sein als Erwachsene“ und beruft sich dabei auf eine Studie der Bochumer Universitäts-Kinderklinik unter der Leitung von Dr. Folke Brinkmann. In Zusammenarbeit mit mehreren kinderärztlichen Praxen in NRW, dem Institut für Humangenetik und dem Institut für Virologie der Ruhr-Universität Bochum untersucht das Forschungsprojekt CorKID2 seit Mai das Infektionsverhalten bei mehr als 3.000 Kindern und Jugendlichen. Ziel des Projektes ist es, herauszufinden, inwieweit sich CoVID-19 unter den Kindern bereits ausgebreitet hat bzw. ausbreitet. Für die Tests werden Antikörpertests herangezogen.

Dabei bezeichnet Dr. Brinkmann in einem Interview, die aktuellen Zahlen als alarmierend. Im Vergleich zum Untersuchungszeitraum Mai bis September haben sich in den letzten 8 Wochen (also September bis Oktober) die Infektionszahlen unter Kinder und Jugendlichen verzehnfacht.

Dies wird seitens der ARD so kommentiert: „Dabei stecken sich Kinder bei Erwachsenen an, nicht aber bei anderen Kindern. Wobei je älter die Kinder sind, desto ansteckender werden diese.“

Dr. Brinkmann erläutert diese Aussage folgendermaßen: Kinder geben bei vergleichbarer Viruslast wahrscheinlich den Erreger nicht so effektiv weiter als ältere Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene, da diese nicht so „heftig Husten“ können wie Erwachsene.

Aus diesem Grund rät ARD Extra dazu, dass sich Kinder weiterhin treffen können oder sollen, insbesondere im Freien.

Unsere Einschätzung:

Wie bei so vielen journalistischen Kommentaren ist es auch hier wieder so, dass eine ganz bestimmte Aussage herausgezogen wird. ARD Extra behauptet, dass Kinder „weniger infektiös“ zu sein scheinen. Diese Aussage ist an sich nicht richtig, denn bereits Dr. Drosten3 hat bei vorrangegangenen Studien belegen können, dass die Viruslast an sich bei Kindern durchaus vergleichbar ist mit denen der Erwachsenen. Dies bestätigt auch Dr. Brinkmann.

Der Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen besteht allerdings darin, dass Kinder häufiger asymptotisch erkranken oder mit erheblich milderen Symptomen. Ein Erwachsener, der heftigen Husten hat, gibt dabei natürlich deutlich mehr Viren an seine Umwelt weiter als ein Kind, das vielleicht nur ein wenig Schnupfen hat. Dabei zu behaupten, dass Kinder sich nicht untereinander anstecken, ist schlicht falsch.

Richtig ist hingegen, dass nichts dagegenspricht, wenn sich gesunde Kinder im Freien treffen und miteinander spielen.

Abschließend sei gesagt, dass die Studie von CorKID noch nicht abgeschlossen ist. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Infektionsgeschehen unter den Kindern und Jugendlichen unter steigenden Infektionszahlen entwickelt.

Quellen:

  1. https://www.ardmediathek.de/ard/video/ard-extra/ard-extra-die-corona-lage/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTMyYjkwNjIyLTkxZDQtNDM1Yi1hZDEwLThlMGIzZWE1MjIzZQ/
  2. https://corkid.de/
  3. https://doi.org/10.1101/2020.06.08.20125484